Mo, 11. Nov. 2024
|
Zeitreise
Bahnhof
In der Rubrik „Zeitreise“ geht es um markante Kapitel und Gebäude der Burgdorfer Stadtgeschichte sowie um bedeutende historische Persönlichkeiten, die über die viele Jahre großen Einfluss auf das städtische Leben ausübten. Zudem werden ehemals einflussreiche Unternehmen vorgestellt, die vor ihrem Niedergang eng mit dem wirtschaftlichen Voranschreiten Burgdorfs verknüpft waren. Der zweite Beitrag der Reihe lenkt die Aufmerksamkeit auf den Burgdorfer Bahnhof.
Der Burgdorfer Bahnhof
„Wie freundlich liegt der Bahnhof da im Kranze frisch grünen Gebüsches. Die Stadt, die dieses Einkehrschild trägt, ist des Besuches wert“. So schildert der Heimatdichter Hermann Löns im Juni 1893 im „Hannoverschen Anzeiger“ seinen ersten Eindruck bei einem Besuch in Burgdorf.
Schon 1845 hält der erste Personenzug
Die Königliche Eisenbahn-Direktion Hannover baut 1844/45 die Strecke Lehrte – Burgdorf – Celle. Am 15. Oktober 1845 hält der erste fahrplanmäßige Personenzug von Hannover nach Celle in Burgdorf. Die Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes, an dessen Planung auch der bekannte hannoversche Hofbaumeister Georg Friedrich Laves mitwirkt, erfolgt erst 1850. Den zweigeschossigen Hauptbau schmücken Gesimse und verschieden gestaltete Fenster. Ein eingeschossiger Anbau ist von der Straßenfront zurückgesetzt. Die Lücke zwischen dem Haupt- und einem Nebengebäude füllt eine Pergola. Vor dem Anbau und der Pergola befindet sich eine Terrasse, die vom Bahnhofsvorplatz über zwei Freitreppen zu erreichen ist. Zeitgenossen bezeichnen den Burgdorfer Bahnhof damals als eines der schönsten Gebäude in der Stadt.
Burgdorfer Bahnhof 1907
Bahnhofsgaststätte im Erdgeschoss
Die Bahnhofsgaststätte im Erdgeschoss des Hauptgebäudes entwickelt sich zu einem gern besuchten Restaurant. Das Burgdorfer Wochenblatt schreibt 1867: „Der neue Bahnhofs-Restaurateur spart weder Arbeit noch Kosten, um es dem reisenden Publikum angenehm und behaglich zu machen. Neben den berühmt gewordenen Burgdorfer Pfeffernüssen und Lebkuchen, lacht dem Besucher delikate Wurst und frisches Weißbrot entgegen, wohl geeignet, den knurrenden Magen der Reisenden zu stillen; da auch fortwährend für gutes Lagerbier gesorgt wird, so können wir die hiesige Bahnhofsrestauration nur bestens empfehlen.“ Neben der Gaststätte gibt es auch einen mit einem großen eisernen Ofen ausgestatteten Wartesaal für Reisende.
Burgdorfer Bahnhof 1928
Umbau des Bahnhofsgebäudes
Mehr als 100 Jahre bleibt der Bahnhof unverändert. Das Burgdorfer Kreisblatt berichtet 1959, dass 44 Personenzüge zwischen 4.30 und 0.15 Uhr hier halten und mehr als 5.000 Reisende täglich die Sperre des Bahnhofs passieren. Dieses Verkehrsaufkommen veranlasst die Bundesbahn im selben Jahr zu einem zeitgemäßen Umbau des Bahnhofsgebäudes. Äußerlich fast unverändert bleibt das Hauptgebäude mit seinen Rundbogenfenstern im Obergeschoss. In die modern und geschmackvoll gestalteten Innenräume im Erdgeschoss zieht wieder die Bahnhofsgaststätte ein. Im Obergeschoss gibt es eine Wohnung für den Wirt. Eine sich an die Gaststätte anschließende Außenterrasse nutzen Reisende und Gäste gern in den Sommermonaten. Die neu gebaute Empfangshalle mit einer großen Glasfront nimmt den Fahrkartenschalter, die Gepäckabfertigung und den Durchgang zum Bahnsteig auf. Dieser Gebäudeteil enthält auch weitere Diensträume und im Obergeschoss die Wohnung für den Bahnhofsvorsteher.
Umbau des Bahnhofs 1959
Ab 1965 elektrischer Betrieb
Die Bundesbahn nimmt 1965 nach mehrjährigen Bauarbeiten auf der Strecke Hannover – Celle den elektrischen Betrieb auf. Am 26. September 1965 hält erstmals ein von einer Elektrolok gezogener oder geschobener Nahverkehrszug im Bahnhof Burgdorf. Die neuen Wendezüge sind aus rostfreiem Stahl hergestellt und heißen deshalb „Silberlinge“.
In den Bahnhof ziehen 1985 erneut Handwerker ein. Die Bahn verbessert die Technik, aber auch die Kundenfreundlichkeit. Der Fahrkartenschalter erhält einen kleinen Raum mit Sitzgelegenheiten. In der Halle sorgen Schalensitze für angenehmeres Warten. Die Räume der schon länger geschlossenen Bahnhofsgaststätte nehmen die Steuerung für die jetzt elektronisch bedienten Stellwerke auf. Der Fahrdienstleiter hat seinen Arbeitsplatz künftig an einem Stelltisch hinter dem Fahrkartenschalter. Schon nach wenigen Jahren ermöglicht neue Steuerungstechnik, das Burgdorfer Stellwerk von Lehrte aus zu bedienen. Ab 1994 betreut die Fahrdienstleitung in Lehrte die Strecke bis Ehlershausen. In Burgdorf gibt es nun keinen Fahrdienstleiter mehr.
Letzte Umgestaltung im Jahr 2005
Im Frühjahr 2005 beginnen die Deutsche Bahn und die Stadt Burgdorf, den Bahnhof und seine Umgebung attraktiver zu gestalten. Die Wartehalle erhält helle Fliesen und moderne Leuchten. In die leer stehende Gepäckabfertigung zieht eine DB-Service-Agentur ein, die mittlerweile wieder geschlossen ist. Der Bahnhofsvorplatz und der Zentrale Omnibusbahnhof werden völlig neu angelegt und entsprechen jetzt allen Anforderungen an ein zeitgemäßes Verkehrszentrum.
Der Bahnhof Burgdorf in der heutigen Zeit