
Fr, 20. Jun. 2025
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News - BurgdorfERleben
Burkhard Driest überfällt im Jahr 1965 die Stadtsparkasse Burgdorf
Im 14. Teil der "Zeitreise" geht es um einen spektakulären Banküberfall, der vor 60 Jahren stattfand und für den ein später bekannter Schauspieler verantwortlich war:
Es hätte ein ganz normaler Frühlingstag werden können. Am 11. Mai 1965 gehen die 16.000 Einwohner Burgdorfs ihren alltäglichen Verrichtungen nach. Noch ahnt niemand, dass die Auestadt zur Mittagszeit Schauplatz eines spektakulären Verbrechens ist. Sicher würde auch keiner der damals Beteiligten geglaubt haben, dass der Hauptakteur dieser Straftat, der verschuldete Jurastudent Burkhard Driest, einige Jahre später an der Seite Romy Schneiders in einer legendär gewordenen Talkshow sitzt und als bekannter Schauspieler und Regisseur ein Millionenpublikum beeindruckt. Als Driest am 11. Mai seinen Studienort Göttingen verlässt, ist in ihm der Entschluss gereift, eine Bank in einer niedersächsischen Kleinstadt zu überfallen. Der enorme Schuldenberg, den er mit seinem aufwändigen Lebensstil angehäuft hat, scheint ihm keinen anderen Ausweg zuzulassen. Zwei Waffen hat er sich bereits über dunkle Kanäle besorgt.
Überfall in den Mittagsstunden
Am frühen Morgen des 11. Mai entwendet Driest in Braunschweig einen lindgrünen VW 1500. Mit ihm begibt er sich auf die Suche nach einer geeigneten Bank für sein Verbrechen. Nach einer ziellosen Fahrt durch das südliche Niedersachsen erreicht Driest das unweit von Hannover gelegene Burgdorf. In der Straße Vor dem Celler Tor stößt er auf die Filiale der örtlichen Stadtsparkasse. Schnell kommt zu der Überzeugung, dass sie mit ihrer überschaubaren Größe ideale Bedingungen für einen Überfall bietet. Mit gezogener Waffe stürmt er um 13.00 Uhr in die Sparkasse, deren Eingangstür der Sparkassenlehrling Wolfgang Bock gerade abschließen will. Im Schalterraum befinden sich drei weitere Bankangestellte, die ihm 7.358 DM aushändigen. Ohne auf Widerstand zu stoßen, eilt Driest aus der Bank, steigt in seinen PKW und fährt unbehelligt aus Burgdorf davon. Ob der vier Jahre zuvor erfolgte Umzug der Polizeiwache in die Schillerslager Straße Driests Flucht erleichtert, ist natürlich Spekulation. Tatsache ist, dass der sofort alarmierte Streifenwagen vor der geschlossenen Schranke am Bahnhof erst einen vorbei fahrenden Zug passieren lassen muss. Als er vor der Stadtsparkasse am Celler Tor eintrifft, ist der Wagen mit Driest schon weit entfernt. Auf einem abgelegenen Waldweg bei Hänigsen lässt er das Fahrzeug stehen und tritt die weitere Flucht zu Fuß an.

Stadtsparkasse Vor dem Celler Tor in den 1960er Jahren
Festnahme und Verurteilung Driests
Nur eine Woche nach seiner Tat gelingt den Ermittlungsbehörden Driests Festnahme. Sein leichtsinniger Umgang mit der Beute bereitet der Polizei den schnellen Fahndungserfolg. Sein Strafprozess findet vor dem Landgericht Göttingen statt. Driests Beteuerungen, er habe zum Tatzeitpunkt unter den Auswirkungen von Medikamentenmissbrauch gelitten, finden vor dem Richter kein Gehör. Er verurteilt ihn am 1. Juli 1966 zu fünf Jahren Zuchthaus, die er in der Strafanstalt Celle zu verbüßen hat. Als Driests Entlassung aus der Haft schon nach 3 Jahren und 4 Monaten vorzeitig erfolgt, beginn nach Zwischenstationen als Hafenarbeiter, Kellner und Taxifahrer sein neuer Lebensweg als Schauspieler, Drehbuchautor und Schriftsteller (u.a. „Die Verrohung des Franz Blum“), den er ohne eine entsprechende künstlerische Ausbildung einschlägt.
Gemeinsamer Auftritt mit Romy Schneider und Beginn einer langen Film- und Fernsehkarriere
1974 läuft die von Dietmar Schönherr moderierte Talkshow „Je später der Abend“ im Fernsehen, die Driests Namen schlagartig in ganz Deutschland bekannt macht. Vor laufenden Kameras schmeichelt die berühmte Schauspielerin Romy Schneider dem jungen Schauspieler mit eindeutigen Komplimenten. Nach diesem Abend entsteht das Gerücht, dass sich zwischen der Schauspielerin und Driest eine Liebesbeziehung entwickelt hätte. In den folgenden Jahren spielt er in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen mit, zu denen er mehrmals die Drehbücher selbst verfasste, und schreibt Kriminalromane. Er stirbt am 27. Februar 2020.
