Di, 14. Jan. 2025
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Zeitreise
Mord im Pfarrwitwenhaus am 13. September 1845
9. Teil der Zeitreise
Mord im Pfarrwitwenhaus
Ein grausamer Mord erschütterte am 13. September 1845 die Auestadt
Pfarrwitwenhaus 1943
Die neunte Folge der "Zeitreise" beschäftigt sich mit einem grausamen Verbrechen, das die Bewohner der Auestadt im Jahr 1845 erschütterte und zu den unrühmlichen Höhepunkten der Burgdorfer Kriminalgeschichte gehörte.
Eine schaurige Szene
Es war späte Nacht im Herbst 1845. Verlassen lagen die menschenleeren Gassen in der Dunkelheit. Nur fahles Mondlicht wies der einsamen Gestalt den Weg, die sich mit einem alten Schubkarren aus den Toren Burgdorfs schlich und auf einen Acker zusteuerte, der sich an der Landstraße zwischen Burgdorf und Otze befand. Vor Nervosität zitternd und sich trotz einer kühlen Windbrise den Angstschweiß von der Stirne wischend, zerrte die Person unter großer Anstrengung einen reglosen, von einer großen Kopfwunde entstellten Körper aus seinem Gefährt und lud ihn auf dem Boden ab. Danach begann sie mit einem mitgeführten Spaten, ein Loch in die Erde zu graben und den blutverschmierten Leichnam zu verscharren. Hätte ein heimlicher Beobachter aus der Stadt die schaurige Szene beobachtet, würde er den hinwegeilenden Mann als den Schlachtermeister Heinrich Thöne identifiziert haben, der drei Jahre vorher sein Geschäft im ehemaligen Burgdorfer Pfarrwitwenhaus eröffnet hatte.
Zur Vorgeschichte
Wie war es zu dieser Tat des bis dahin unbescholtenen Thöne gekommen? Seine Geschäftseröffnung im Jahr 1842 hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Allein die Tatsache, dass er ein uneheliches Kind hatte, wäre trotz seiner vor dem Umzug nach Burgdorf erfolgten Heirat und zwei in der Ehe gezeugten Kindern als ein nicht zu rechtfertigender Verstoß gegen gesellschaftliche Moralprinzipien empfunden worden. Erschwerend für sein geringes Ansehen kam noch sein leicht aufbrausender Charakter hinzu. Deshalb mieden viele Burgdorfer seinen Laden. Sich schnell vermehrende Schulden waren die Folge.
Der Tattag
Als der Morgen des 13. September 1845 anbrach, ahnte Thöne noch nicht, dass er im Laufe des Tages zum Mörder werden würde. Es erschien ihm wie ein Wink des Schicksals, als ihm der zur weiteren Verwandtschaft gehörende Eisenbahnangestellte Friedrich Franz einen Besuch abstattete. Dieser hatte 200 Taler Lohngelder für die Arbeiter an der im Bau befindlichen Eisenbahnlinie von Lehrte über Burgdorf nach Celle bei sich. Thöne bat ihn, ihm 32 Taler zu leihen. Dies wäre seine Rettung, dachte er. Doch sein Verwandter lehnte sein Ansinnen ab. In jäh aufflammenden Zorn begann Thöne, auf ihn einzuschlagen und mit seinem Schlachtermesser solange auf ihn einzustechen, bis das aus zahlreichen Wunden blutende Opfer sich nicht mehr rührte. Ohne Skrupel steckte er dessen Gelder ein und bezahlte in den nächsten Tagen seine Schulden. Sein Verwandter galt zunächst als vermisst.
Die Entdeckung des Verbrechens
Thönes Hoffnung, dass seine Tat ungesühnt bleiben würde, erwies sich als trügerisch. Mit zwei buddelnden Hunden, die den nicht tief genug vergrabenen Leichnam ausscharten, nahm die Gerechtigkeit ihren Lauf. Schnell geriet der Schlachtermeister in die Mühlen der Justiz. Seine Inhaftierung im Celler Zuchthaus folgte. In den Verhören gestand er seine Tat. Am 22. Juli 1846 fällte die Justizkanzlei in Celle sein Todesurteil, das nach seiner vorangehenden Herbeischleifung auf einer Kuhhaut mit dem Richtschwert vollzogen werden sollte.
Die Enthauptung
An einem kühlen Freitagmorgen des 19. März 1847 begann der letzte Lebenstag des Heinrich Thöne. Kurz nach 9.00 Uhr lernte er in dem Scharfrichter Fröhlich den Mann kennen, dem die Aufgabe zufiel, mit einem professionellen Schlag seinen Kopf vom Rumpf zu trennen. Unter den Augen zahlreicher Zuschauer und der Richter ließ Thöne gefasst die makabre Prozedur des Kuhhautschleifens über sich ergehen und betrat gefassten Schrittes das Schafott, auf dem der Scharfrichter das Urteil vollzog. Zurück blieb seine trauernde Witwe mit ihren drei Kindern.