Do, 09. Jan. 2025
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Zeitreise
Ernst Ludwig Hilmer war Gründervater der Stadtsparkasse Burgdorf
Der siebte Teil der "Zeitreise" richtet den Fokus auf den Gründervater der Stadtsparkasse Burgdorf Ernst Ludwig Hilmer.
Gründervater der Stadtsparkasse Burgdorf:
Bürgermeister und Senator Ernst Ludwig Hilmer
Für die Errichtung einer Stadtsparkasse in Burgdorf setzte sich immer wieder und mit großem Nachdruck der Senator Ernst Ludwig Hilmer ein. Er kann deshalb zu Recht den ihm schon vor Jahrzehnten verliehenen Titel "Gründervater der Stadtsparkasse" beanspruchen. Eine kurze Biografie soll an ihn, der sich immer wieder selbstlos und mit großer Hingabe für die Belange Burgdorfs verwandte, erinnern.
Ernst Ludwig Hilmer wurde am 17. April 1801 in Ellierode am Harz geboren. Seine Eltern waren der Pastor Johann Hilmer und Dorothee Hilmer geb. Wietfeldt, Tochter des langjährigen Burgdorfer Postverwalters und Bürgermeisters Tobias Ludwig Wietfeldt. Sein Vater wirkte früher als Kantor in Burgdorf und lernte dabei seine spätere Frau kennen.
Welche schulische und berufliche Ausbildung Hilmer durchlaufen hat, wissen wir nicht. Aber schon 1823 ist er Verwalter auf dem Gute der Familie von Uslar in Gelliehausen bei Göttingen. Der "Conduktor" (Unternehmer) Ernst Hilmer aus Vogelsang bei Göttingen" kaufte 1824 das "Nieffertsche Haus" in Burgdorf, Schlossstrasse 1, und erwarb das Bürgerrecht. Auf das zum Verkauf stehende Haus dürfte ihn sein Onkel, der Burgdorfer Postverwalter Heinrich Friedrich Wietfeldt hingewiesen haben. Die Wietfeldtsche Poststation befand sich nur wenige Schritte entfernt auf dem heutigen Grundstück der Volksbank.
Der Essigbrauer Buchholz nahm Ernst Ludwig Hilmer als Teilhaber in sein Geschäft auf. Es gelang dem neuen Teilhaber, das Herstellungsverfahren zu verbessern und einen "vorzüglichen Essig" zu brauen. Ein Jahr später versuchte Hilmer, eine Konzession als Bierbrauer zu erhalten. Die einflussreiche Brauer-Gilde lehnte ab. Er schaffte es aber, den Magistrat zu bewegen, ihm im April 1825 eine Konzession als Essigbrauer zu erteilen. Er wollte nach einem besonderen Rezept Branntweinessig herstellen. Den konnten sich allerdings nur reiche Burgdorfer Bürger leisten.
Streit um das Braurecht
1826 pachtete Hilmer vom Amt Burgdorf die mit dem Schloss verbundene Braugerechtigkeit. Er musste sich mit der Brauer-Gilde streiten, ob er das erworbene Braurecht auch nutzen durfte. Hilmer meinte, dass sich die Privilegien der Brauer-Gilde nur auf das hannoversche Broyhahn-Bier bezögen, während er ein vorzügliches Braunbier, den bayerischen Bieren ähnlich, herstelle. Der Streit mit den Brauern erstreckte sich über mehrere Jahre. Hilmer klagte 1831, dass er durch deren Intrigen in der Stadt Kunden verliere und sein Bier nur noch im Amt Burgdorf absetzen könne.
Ernst Ludwig Hilmer, im Kirchenbuch als Oeconom bezeichnet, heiratete 1828 Adolphine Wilhelmine Müller aus Witzenhausen. 1829, 1830 und 1832 wurden dem Ehepaar drei Kinder geboren. Nach der dritten Geburt starb die junge Frau. Im Mai 1834 heiratete Hilmer Dorothee Meyer. Ihr Vater war früher Pastor in Burgdorf und später Superintendent in Ebstorf.
Aufsicht über die Zünfte
Am 26. Juni 1834 wählten der Magistrat und die Bürgerdeputierten den Brauer und Essigfabrikanten Ernst Ludwig Hilmer zum Senator der Stadt Burgdorf. Der Magistrat hob gegenüber dem Amt Burgdorf und der Landdrostei in Lüneburg besonders Hilmers "ökonomische Kenntnisse", seine "untadelhaften Sitten" und die "große Rechtschaffenheit" hervor. Außerdem zeichne er sich dadurch aus, dass er fähig sei, "einen guten Aufsatz zu schreiben - deren mehrere sogar im Hannoverschen Magazin und den Gemeinnützigen Anzeigen gedruckt sind". Die vorgesetzten Behörden stimmen der Wahl Hilmers zum Senator zu. Der Magistrat übertrug Senator Hilmer die Aufsicht über die Burgdorf Zünfte. Dieses Amt übte er bis 1855 aus. Außerdem gehörte zu seinen Aufgaben, das Burgdorfer Armenwesen zu beaufsichtigen. Das Amt des Rechnungsführers der städtischen Armenkasse behielt er bis zu seinem Tod. Den Streit mit den Burgdorfer Brauern legte Senator Hilmer 1835 bei. Sie nahmen ihn in das Brauer-Amt auf.
Senator Hilmer verfolgte aufmerksam die Entwicklung der Sparkassen. Er schrieb in einem Brief vom 28. Oktober 1843 an den Oberhauptmann von Holle, Königliches Amt Burgdorf: "Die Nützlichkeit der Sparkasse hat sich in der Praxis so bewährt, dass jede Stadt sich bestreben sollte, eine solche zu begründen". Es war der erste urkundlich nachweisbare Vorschlag, in Burgdorf eine Sparkasse einzurichten.
Bei der Geburt ihrer Tochter Luise, des fünften Kindes aus der zweiten Ehe Hilmers, starb seine Frau Dorothee geb. Meyer. Hilmer heiratete 1841 erneut und zwar Elise Söltner aus Gleidingen. Mit ihr hatte er vier Kinder.
Senator Hilmer wandte sich am 23. Februar 1844 noch einmal an das Amt Burgdorf und legte dar, dass zurzeit gerade große Not in Burgdorf herrsche. So habe auch der jüdische Pfandleiher kein Geld mehr, um neue Pfänder anzunehmen. Sein Laden stehe voll von Pfändern. Schon vor drei bis vier Jahren gab es hier, so Hilmer weiter, die Idee, eine Sparkasse zu errichten. Damals habe Amtsassessor von Hinüber mit dem Kaufmann Simon Meyer darüber verhandelt, aber das Projekt zerschlug sich. Die Idee solle wieder aufgegriffen werden.
Am 19. Januar 1845 griff Senator Hilmer noch einmal zur Feder und unterbreitete dem Amtshauptmann Vorschläge, mit denen die wirtschaftliche Lage der ärmeren Leute in Burgdorf gebessert werden sollte. Er forderte erneut eine Sparkasse für Burgdorf. Seine Kollegen im Magistrat interessierten sich kaum für seine Anregungen. Der Versuch, eine Sparkasse zu gründen, scheiterte.
Bürgermeister von 1849 bis 1852
Magistrat und Bürgervorsteherkollegium wählten Ernst Ludwig Hilmer 1849 einstimmig zum neuen Bürgermeister. Trotz dieses Vertrauensbeweises waren seine Bemühungen um die Einrichtung einer Sparkasse aber erst nach seinem Ausscheiden aus dem Magistrat erfolgreich.
Die Königliche hannoversche Regierung erließ 1851 eine neue Städteordnung. Sie stellte die kleineren Städte vor die Wahl, sich für eine Landgemeinde- oder eine Stadtverfassung zu entscheiden. In Burgdorf sprachen sich 1852 Magistrat und Bürgerdeputierte mit einer sehr knappen Mehrheit für die Annahme des Stadtstatuts aus. Zu den Gegnern gehörte auch Hilmer, seit 1849 Bürgermeister. Er befürchtete, dass die Stadt die auf sie zukommenden finanziellen Mehrbelastungen nicht tragen könne. Das neue Stadtstatut sah vor, dass der Bürgermeister rechtkundig, also Jurist sein musste und ein Gehalt von 800 Rthl. jährlich zu bekommen hatte. Vielleicht spielten bei Hilmers Widerstand auch persönliche Gründe eine Rolle. Bei einer Annahme der neuen Stadtverfassung konnte er nicht Bürgermeister bleiben. Er musste nach der Verabschiedung des Stadtstatuts sein Amt im Oktober 1852 aufgeben.
Bürgermeister a. D. Ernst Ludwig Hilmer starb am 18. Dezember 1862. Sein noch heute auf dem alten Friedhof vorhandenes Grabkreuz trägt auf der Rückseite die Inschrift: "Sein Leib wird bald zerstaubt. Sein Segen bleibt." Dieser Spruch erinnert daran, dass er die Gründung unserer Stadtsparkasse angeregt und damit eine segensreiche Einrichtung geschaffen hat.