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Foto 1 1963 - Parkuhren auf dem Spittaplatz

Sa, 06. Sep. 2025

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Zeitreise

Stadt stellt am 3. April 1962 die 1. Parkuhr auf

Der 16. Teil der "Zeitreise" berichtet von der Aufstellung der 1. Parkuhren in Burgdorf und blick zurück, welche Auswirkungen der Fortschritt in der Automobilgeschichte auf Burgdorf hatte.


Da hätte man sich doch vorher mit dem ADAC und der Verkehrswacht beraten müssen, meinen viele Burgdorfer Autofahrer, als am 3. April 1962 die ersten Parkuhren in der Poststraße aufgestellt werden. Die Stadt möchte mit dieser Maßnahme der Unsitte des Dauerparkens ein Ende setzten. Schnell kommen am Spittaplatz und in der Bahnhofstraße weitere Groschengräber hinzu. Für 30 Minuten parken sind jetzt werktags von 8 bis 18 Uhr 10 Pfennig fällig. Die Parkdauer ist auf eine Stunde begrenzt.
Schon im August 1962 stehen in Burgdorf 35 Parkuhren.

Foto 1 1963 - Parkuhren auf dem Spittaplatz

Parkuhren auf dem Spittaplatz 1963

Als Carl Benz das erste Automobil mit Verbrennungsmotor 1886 patentieren lässt, denkt er nicht an Dauerparken oder gar Parkgebühren. Benz ist sich nicht einmal sicher, ob seine Erfindung überhaupt sinnvoll eingesetzt werden kann und scheut sich, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Erst seine Frau Bertha, die ohne sein Wissen, mit den Söhnen 1888 die erste Fernfahrt per Automobil unternimmt, überzeugt ihn. Allerdings werden die ersten Fahrzeuge nicht in Deutschland, sondern in Frankreich verkauft. Ganze zwölf Jahre nach Benz Erfindung ist auf Burgdorfer Straßen das erste Automobil zu sehen. Das Kreisblatt berichtet am 20. Oktober 1898, dass ein Motorwagen der Adler-Fahrradwerke (Frankfurt) auf dem Weg von Hannover nach Celle durch unsere Stadt fährt. Die Strecke von 42 Kilometer legt er in atemberaubenden 1¾ Stunden zurück.

Foto 2 -    erstes Auto in Burgdorf am  20.Oktober 1898

Erstes Automobil auf Burgdorfs Straßen 1898

Die Mitglieder des Burgdorfer Radfahr-Clubs übernehmen das Absperren der Strecke, als am 31. August 1900 die Teilnehmer der Automobil-Fernfahrt Berlin - Aachen durch unsere Stadt fahren. Die Chronisten berichten, das, „…. abgesehen von einigen Hunden und Hühnern, die ihr Leben ließen….“, außer Reifenpannen keine Unfälle zu vermelden sind. Die Erfahrung des Radfahr-Clubs zur Sicherung der Strecke ist auch am 29. Juni 1901 hilfreich. Die Teilnehmer der Automobil-Fernfahrt Paris - Berlin kommen auf ihrer letzten Etappe von Hannover nach Berlin über Schillerslage durch Burgdorf. Schillerslage liegt auch auf der Strecke, die am 17. Juni 1905 Kaiser Wilhelm II nimmt. Aus seinem offenem, weiß gestrichenen Automobil winkt er den zahlreichen Zuschauern an der Straße freundlich lächelnd zu.

Einheitliche Fahrzeugkennzeichen

Seit 1906 gibt es einheitliche Fahrzeugkennzeichen. Das Land Preußen hat die Ziffer I, die Provinz Hannover den Buchstaben S. Die Kennzeichen auf den emaillierten Schildern beginnen mit „IS - ….“ . Die dann folgenden Nummern vergibt der Regierungspräsident.
Das erste, im Kreis Burgdorf, ausgegeben Kennzeichen trägt die Nr.. „IS - 412“ und geht an den Magistrat in Lehrte.

Erster Automobilbesitzer in Burgdorf

Der erste Automobilbesitzer in Burgdorf ist, 1909, der Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule Georg Sailer. Sein neuer Opel, Modell 4/8 PS kostet 4.227 Mark, hat eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und wird ab 1909 von der Adam Opel KG in Rüsselsheim am Main produziert. Das kleine, zweisitzige Cabriolet wird gern von Ärzten für die Hausbesuche benutzt und hat den Spitznamen „Doktorwagen“.

Foto 3  Sailer Auto im Jahr 1909

Familie Sailer mit ihrem Automobil 1909

Einführung des Führerscheins

Am 3. Mai 1909 verabschiedet der Reichstag das Gesetz zur Einführung des Führerscheins. Gleichzeitig legt er auch fest, was ein Kraftfahrzeug ist. Wörtlich heißt es: „Als Kraftfahrzeug im Sinne dieses Gesetzes gelten Landfahrzeuge, die durch Maschinenkraft bewegt werden, ohne an Bahngeleise gebunden zu sein“. Die Regelung tritt 1910 in Kraft.

So muss Dr. med. Nathan Gollinger, als zweiter Autobesitzer in Burgdorf, im Besitz eines Führerscheins sein, als er 1910 für stolze 12.000 Mark einen Rex Simplex kauft. Die Firma Deutsche Automobil-Industrie Hering & Richard produziert das Auto im sächsischen Ronneburg. Mit seinen 42 PS erreicht es eine Höchstgeschwindigkeit von 85 km/h.

Burgdorfs erster Autohändler ist der Schlossermeister Wilhelm Haacke. Das erste Auto, einen Opel 6/16 PS, verkauft er 1911 an den Besitzer der Burgdorfer Konservenfabrik, Ludwig Warnecke. Im selben Jahr erhält er die Berechtigung als Fahrlehrer tätig zu sein.

Ein etwas ausgefalleneres Automobil kaufen sich 1913 der Buchhändler Hermann Börges und der Kaufmann Bernhard Thöne mit dem Phänomobil 4/6 PS. Die Phänomen-Werke produzieren diesen offenen, zweisitzigen Dreiradwagen in Zittau/Sachsen. Der Motor hat zwei Zylinder, die bei einer Leistung von 6-7 PS den Wagen auf bis zu 50 km/h beschleunigen. Der Antrieb ist offen auf dem Vorderrad montiert.

Foto 4 - Börges, Hermann + Frau Mathilde 1913 Phänomobil

Hermann und Matilde Börges im Phänomobil 1913

Erste Tankstelle der Welt

Damals wie heute gilt für alle Verbrennungsmotoren: ohne Treibstoff läuft gar nichts.
Als Bertha Benz im August 1888 ihre 104 km lange Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim unternimmt, geht die Stadt-Apotheke in Wiesloch als erste Tankstelle der Welt in die Automobilgeschichte ein. Der Tankvorgang beim Patent-Motorwagen Nummer 3 läuft mit einem Leichtbenzin ab, das als Abfallprodukt bei der Petroleumproduktion entsteht. Diese farblose und leicht brennbare Flüssigkeit bieten Drogerien, Kaufläden und Apotheken als Wasch- oder Fleckenbenzin unter dem Namen Ligroin an.

In Burgdorf verkaufen ab 1908 Material- und Kolonialwarenhandlungen das von der Deutsche-Amerikanische Petroleum Gesellschaft markenrechtlich geschützte Benzin unter der Bezeichnung DAPOLIN. Es ist in explosionssicheren 5 und 10 Liter Kanistern erhältlich. Der Liter kostet 32 Pfennig. Der zunehmende Autoverkehr macht es notwendig, eine einfachere Methode für die Betankung zu finden. In Hamburg steht seit 1924 die erste aus den USA stammende DAPOLIN-Zapfsäule mit senkrechtem Glaszylinder und Maßeinteilung. Der Pumpvorgang verläuft mit Muskelkraft über einen Hebel.

Im Februar 1925 erlauben die Städtischen Kollegien in Burgdorf dem Kaufmann Wilhelm Kosel vor seinem Haus in der Marktstraße 60 (heute TEDi-Markt) die erste Zapfsäule für Benzin aufzustellen. Burgdorf ist also mit seiner von der Gebr. Körting AG aus Hannover aufgestellten Tanksäule auf dem aktuellen Stand der Zeit. Ein 5.000 Liter Erdtank unter den Gehweg in der Marktstraße nimmt das von der Esso AG gelieferte Benzin auf.

Foto 5 -  Schützenumzug in der Marktstraße. Links vor dem Haus des Kaufmanns Kosel (heute Drogeriemarkt Rossmann) die erste Tankstelle für Kraftfahrzeuge 1927

Schützenausmarsch 1927 in der Marktstraße, links im Bild das Geschäft von Wilhelm Kosel mit der Zapfsäule vor der Tür

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