So, 17. Nov. 2024
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Zeitreise
Stadtbücherei
Im heutigen 3. Teil Ihrer "Zeitreise" richtet die "Burgdorf ErLeben"-Redaktion den Fokus auf die Stadtbücherei Burgdorf.
In ihrer ersten Sitzung im Januar 1929 beschließen die Städtischen Kollegien (Magistrat und Bürgervorsteherkollegium) auf Antrag der Burgdorfer Turnschule und des örtlichen Gewerkschaftskartells im Jugendheim Lampenmühle eine Volks- und Jugendbücherei mit zunächst 1.000 Bänden einzurichten. Die Antragsteller halten eine öffentliche Bücherei für erforderlich, weil „die wirtschaftliche Notlage den größten Teil der Einwohnerschaft unserer Stadt außer Stande setzt, sich mit der Belehrung und der edlen Unterhaltung zu versehen, sich fortzubilden an den Geistesprodukten unserer Großen“.
Gründungsvertrag im Februar 1929
Die Städtischen Kollegien, das Gewerkschaftskartell und die Turnschule schließen am 12. Februar 1929 einen Vertrag zur Gründung einer Volksbücherei. Verantwortlich für die Bücherei war ein Verwaltungsrat, dem je ein Vertreter der Turnschule, des Gewerkschaftskartells, des Magistrats und des Bürgervorsteherkollegiums angehören. Fachlich und finanziell fördert die Volksbücherei-Beratungsstelle der Provinz Hannover das junge Unternehmen. Die Betreuung der Bücherei übernehmen die Lehrer Walter Honig (Neue Torstraße 3) und Erich Meyer (Heinrichstraße 39). Beide bemühen sich schon seit zwei Jahren um eine öffentliche Bücherei in Burgdorf. Sie gelten zu Recht als die eigentlichen Gründerväter der Einrichtung. Walter Honig verlässt Burgdorf wenige Monate nach der Eröffnung der Volksbücherei. Erich Meyer übernimmt allein die Leitung.
Wechsel in die Mittelschule
Die Volks- und Jugendbücherei erhält im Januar 1931 einen Raum im Tiefgeschoss der Mittelschule. Die Leser begrüßen den Wechsel von der Lampenmühle in die Mittelschule. Im Jahresbericht für 1930 berichtet die Bücherei, dass sie 376 Leser und 2.306 Ausleihungen verzeichnen konnte. Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 muss Erich Meyer die nach den Schwarzen Listen der Nazis verbotenen Bücher aussortieren. Die Nazis entfernen ihn Mitte 1933 aus seinem Amt als Büchereileiter. Die Nähe zum Gewerkschaftskartell ist vermutlich der Grund gewesen. Die Bücherei betreuen vorübergehend die Lehrer Adolf Sevecke und ab 1935 Friedrich Schirmer. 1937 darf Erich Meyer die Bücherei wieder übernehmen.
Einzug in das alte Finanzamt
1938 zieht die Bücherei in das Obergeschoss des Alten Rathauses, Marktstraße 55 (heute Rathaus I). In diesem Gebäude ist bisher das Finanzamt Burgdorf untergebracht gewesen. Zum 1. November 1937 kann das Finanzamt ein eigenes Haus vor dem Hannoverschen Tor beziehen. Im Alten Rathaus finden die Verwaltung der Stadtwerke und mehrere Berufsschulklassen eine bessere Unterkunft. Im Flur des Obergeschosses entsteht durch den Einbau einer Trennwand aus Holz und Glas ein zusätzlicher Raum, den die Stadt für die Volksbücherei herrichten lässt.
Stadtbücherei 1938 im heutigem Rathaus I
Bücherei in der ehemaligen Synagoge Die Stadt Burgdorf erwirbt 1939 das Haus Poststraße 2, die ehemalige jüdische Synagoge. Nach Umbauten erhalten Dienststellen der Hitlerjugend Büroräume in dem Gebäude. Der ehemalige Versammlungsraum soll die Volksbücherei aufnehmen. Durch kriegsbedingten Material- und Arbeitskräftemangel ist das aber erst im Juli 1944 möglich. Nach der Besetzung Burgdorfs im April 1945 verfügt die Militärregierung die Schließung der Bücherei. Im Herbst desselben Jahres darf sie wieder öffnen. Nach Kriegsende beteiligt sich auch der Landkreis Burgdorf an der Bücherei, die sich deshalb ab 1953 als Kreis- und Stadtbücherei bezeichnet. 1954 feiert die Bücherei ihr 25jähriges Jubiläum. Der Mitbegründer Lehrer Erich Meyer leitet auch im Jubiläumsjahr noch die Bücherei. Sie verfügt inzwischen über 5.500 Bände und kann auch ausgefallene Bücherwünsche erfüllen. Neue Räume in der Sorgenser Straße
Am 9. Januar 1959 übergibt der Landkreis Burgdorf die Vor dem Celler Tor/Sorgenser Straße gebaute Kreisberufsschule Lehrern und Schülern. In dem Nebentrakt des Gebäudes erhält auch die Kreis- und Stadtbücherei zweckmäßige neue Räume. Büchereileiter bleibt weiter der Lehrer Erich Meyer. Neu für die Leser ist die Freihandbücherei. Jeder Besucher kann sich von nun an in den Regalen aus 12.000 Bänden das gewünschte Buch heraussuchen. Schon 1965 gibt es weiteren Raumbedarf. Der Landkreis baut einen Flügel an das vorhandene Gebäude an.
Kreis- und Stadtbücherei 1961
Neubau im Jahr 1971
Nach nur sechsjähriger Nutzung kommt es 1971 zum Abriss des Büchereigebäudes. Nur wenige Meter weiter entsteht an der Sorgenser Straße 3 ein 3,5 Millionen Mark teurer Neubau. Dessen feierliche Eröffnung am 27. Juli 1971 erlebt der Büchereileiter Erich Meyer nicht mehr. Er stirbt am 13. Januar 1969 im Alter von 70 Jahren völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Als seinen Nachfolger setzt die Stadt Hans-Peter Mieslinger ein, der diese Position bis zum 30. April 1984 innehat. Auf einer Fläche von 600 Quadratmetern gibt es nun einen Buchbestand von 27.000 Bänden. Nach der Gebietsreform endet der neue Großkreis Hannover seine Beteiligung an der Bücherei auf. Heute stehen in der von Andrea Nehmer-Rommel geleiteten Stadtbücherei fast 55.000 Medien zur Verfügung. Am 26. September 2016 ist die Einrichtung nach mehrwöchigen Renovierungsarbeiten neu eröffnet worden.
Eröffnung des Bibliotheksneubaus im Jahr 1971
Die Stadtbücherei in heutiger Zeit