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Konservenfabrik 1893 - sw

Di, 14. Jan. 2025

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Zeitreise

Die Burgdorfer Konservenfabrik

Achter Teil der Burgdorfer "Zeitreise"

Die Burgdorfer Konservenfabrik

Im März 1891 veröffentlicht der Konservenfachmann Emil Niethe aus Ringelheim ein Inserat im Burgdorfer Kreisblatt. Er zeigt „den geehrten Einwohnern von Burgdorf und Umgebung an, dass er zum 1. April 1891 auf dem Grundstücke des Herrn Rust in der Wallgartenstraße 15 eine Gemüse Conservenfabrik errichten werde“. In dieser Anzeige findet sich auch der erste Hinweis auf den beginnenden feldmäßigen Spargelanbau im Burgdorfer Land. Im Juni 1891 erwirbt Niethe ein großes Grundstück mit Wohnhaus und Stallgebäude an der Gartenstraße. Er baut hier die ersten Fabrikgebäude und stattet sie mit den erforderlichen Maschinen aus. Schon ein Jahr später kann Niethe seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen und muss Konkurs anmelden.

Die Burgdorfer Konservenfabrik im Jahr 1892

Die Burgdorfer Konservenfabrik in den 1890er Jahren

Übernahme durch Ludwig Warnecke

Im März 1891 veröffentlicht der Konservenfachmann Emil Niethe aus Ringelheim ein Inserat im Burgdorfer Kreisblatt. Er zeigt „den geehrten Einwohnern von Burgdorf und Umgebung an, dass er zum 1. April 1891 auf dem Grundstücke des Herrn Rust in der Wallgartenstraße 15 eine Gemüse Conservenfabrik errichten werde“. In dieser Anzeige findet sich auch der erste Hinweis auf den beginnenden feldmäßigen Spargelanbau im Burgdorfer Land.

Im Juni 1891 erwirbt Niethe ein großes Grundstück mit Wohnhaus und Stallgebäude an der Gartenstraße. Er baut hier die ersten Fabrikgebäude und stattet sie mit den erforderlichen Maschinen aus. Schon ein Jahr später kann Niethe seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen und muss Konkurs anmelden.

Der Kaufmann Ludwig Warnecke aus Derneburg erwirbt die Burgdorfer Konservenfabrik zum 1. Dezember 1892 und baut das kleine Unternehmen innerhalb weniger Jahre zum größten Industriebetrieb der Stadt aus.

Schon 1916 erstreckt sich das Werksgelände von der Garten- bis zur Heinrichstraße, begrenzt durch die Wallgarten- und Schulstraße. Außer den Gebäuden für die Fabrikation gibt es Kühl- und Lagerräume und seit 1915 auch eine Dosenfabrik.

Ab 1900 legt Warnecke auch eigene Spargel- und Gemüseplantagen an. Ein Zweigwerk gibt es in Hannover-Würfel. Ein betriebseigenes landwirtschaftliches Gut in Burgdorf liefert Gemüse von 1.800 Morgen. Zwischen 600 bis 700 landwirtschaftliche Betriebe steuern weiteres Gemüse bei.

In den mehrstöckigen Häusern wohnen während der Saison die aus dem Ruhrgebiet und aus Ostdeutschland kommenden Arbeiterinnen, die „Spargelmädchen“.

Burgdorfer Spargel war international bekannt

Schon vor dem 1. Weltkrieg hat die Konservenfabrik Warnecke die Schiffe des Hapag-Lloyd mit Spargel- und Gemüsekonserven beliefert und damit Burgdorf weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt gemacht. 1914 berichtet das Burgdorfer Kreisblatt über die „geräumigen und mit modernsten Maschinen ausgestatteten Fabrikanlagen. Es werden hierselbst die Erträge von etwa 175 Hektar Spargelland, 125 Hektar Erbsenland, 65 Hektar Bohnenland und 30 Hektar verschiedene Gemüse verarbeitet“. 1931 urteilt das Landgericht Hildesheim in einem Markenrechtsstreit, dass die Burgdorfer Konservenfabrik mit einer Jahresproduktion mit 5 Millionen Kilogramm die größte Konservenfabrik Deutschlands sei. In der Erntezeit beschäftigt sie bis zu 1.000 Arbeitnehmer.

Luftbildaufnahme der Burgdorfer Konservenfabrik um 1935

Verkauf im Jahr 1969

In den 1960er Jahren nimmt die Konservenfabrik auch die Produktion von Tiefkühlkost auf. Sie ist jedoch dem Konkurrenzdruck der Großhersteller nicht gewachsen. Die Inhaber sehen 1969 in einem Verkauf die einzige Möglichkeit, den Betrieb und die Arbeitsplätze zu erhalten. Schließlich erwirbt die Langnese-Iglo GmbH, auch heute noch einer der größten Tiefkühlproduzenten Deutschland, das Unternehmen. Zum 1. Januar 1970 gehen die in Burgdorf gelegenen Grundstücke, Gebäude und Einrichtungen der Burgdorfer Konservenfabrik L. Warnecke an die Langnese-Iglo GmbH über. Der neue Inhaber
verspricht, die Belegschaft von 350 auf 500 Personen aufzustocken und jährlich 10.000 Tonnen Tiefkühlkost herzustellen.

Große Übergabezeremonie am 24. Januar 1970

„Langnese-Iglo grüßt Burgdorf“ lässt ein großes Transparent vor dem Rathaus die Menschenmassen wissen, die sich am Nachmittag des 24. Januar 1970 versammeln, um ein für Burgdorf bedeutendes Ereignis mitzuerleben. Der Kinderspielmannszug, die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr und ein Musikzug aus Langenhagen geben ein Platzkonzert. Im Mittelpunkt steht eine Zeremonie. Bürgermeister Reppenhagen überreicht einen riesigen Schlüssel an Geschäftsführer Dr. Holler aus Wunstorf. Langnese-Iglo kann sich damit die Tore und Türen der Kreisstadt öffnen. Als Gegengeschenk erhält der Bürgermeister einen Scheck. Er soll zur Ausstattung der Sonderschule beitragen. Am Abend treffen sich die führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer Stadt mit den Geschäftsführern und Mitarbeitern im Stadionsaal, um die Betriebsübernahme gemeinsam zu feiern. Höhepunkt ist ein für die Stadt bisher einmaliges Höhenfeuerwerk.

Übergabe der  Konservenfabrik an Langnese-Iglo am 24.1.1970

Viele Schaulustige verfolgen die Übergabezeremonie am 24. Januar 1970

62 - Iglo-Schlüsselübergabe 1969

Schließung am 30. Dezember 1971

Doch die Freude bleibt nicht von langer Dauer. Das Burgdorfer Werk der Firma Langnese-Iglo schließt am 30. Dezember 1971 um 15.30 Uhr seine Tore. Die letzte Schicht endet. Die Hoffnung auf einen langfristigen Betriebserhalt ist somit nach nur knapp 24 Monaten schon wieder zerronnen. Trüb wie das Wetter sieht auch die Stimmung unter den betroffenen Arbeitnehmern aus. Besonders die in der Fabrik beschäftigt gewesenen Frauen empfinden die Werksschließung als einen harten Schicksalsschlag.

Etwa 70 der 360 Arbeitnehmer wechseln zum Stammwerk in Wunstorf. Andere können in branchenfremde Betriebe vermittelt werden. Doch für ältere Arbeiter und viele Frauen wird es ein bitteres Jahresende. Sie müssen sich arbeitslos melden.

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