Do, 31. Jul. 2025
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Angepinnter Beitrag„Leben mit der Burgdorfer Aue“
Neue Ausstellung in der KulturWerkStadt vom 10. August bis 12. Oktober

Badende in der Aue bei Weferlingsen
Die Burgdorfer Aue ist viel mehr als ein Gewässer: Sie ist Landschaftsraum, Naturrefugium, Lebensader und Bewegungszone. Über Generationen hinweg hat sie das Verhältnis der Menschen zu ihrer Umgebung geprägt – und bietet bis heute Raum für neue Erlebnisse und Ideen. Dem „Leben mit der Burgdorfer Aue“ widmet sich eine neue Ausstellung, die der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf vom Sonntag, 10. August, bis Sonntag, 12. Oktober, in der KulturWerkStadt (Poststraße 2) präsentieren. Fördernde Unterstützung kommt von der Region Hannover und der Stadtsparkasse Burgdorf. Die Schau ist bei freiem Eintritt sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr sowie zum Verkaufsoffenen Sonntag am 7. September von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Zum Ausstellungsteam des VVV-Arbeitskreises „Aue“ gehören Dr. Bernd Bode, Dipl.-Ing. Steffen Hipp, Ralf Schünemann und Burkhard Wolters, die auch die Begleittexte verfassten, sowie Günter Dehde, Rita Wünnecke, Gerhard Bleich, Wiebke Bode, Ernst Schmidt und Harald Philippi. Die Eröffnung findet am Samstag, 9. August, um 11.00 Uhr in der KulturWerkStadt statt. Den Einführungsvortrag hält Steffen Hipp, ehemaliger Verbandsingenieur und Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Fuhse – Aue – Erse.
Ein Fluss erzählt Geschichte
In einer historischen Teilungsurkunde vom 25. Mai 1428, als „Borchtorpe uppe de Auwe" zum Fürstentum Lüneburg fiel, findet sich die erste urkundliche Erwähnung der Aue. Doch ihre Spuren reichen noch weiter zurück: Bereits im Jahr 1145 finden sich erste Hinweise auf diesen Fluss. Im Lauf der Jahrhunderte haben die Anwohner die Aue immer immer wieder umgebaut, begradigt oder reguliert. Der erste umfassende Eingriff ist für das Jahr 1433 dokumentiert, als in Burgdorf das Schloss und der Stadtwall mit einem Grabensystem entstehen, das sich aus dem Wasser der Aue speist. Im Laufe der Jahrhunderte folgt der Bau von Stauanlagen und Uferbefestigungen.
Diverse thematische Bereiche
Die Ausstellung gliedert sich in diverse thematische Bereiche, die das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Fluss über die Jahrhunderte beleuchten. Besucher erfahren zunächst Wissenswertes über Fakten der Burgdorfer Aue, einschließlich ihres Verlaufs, Höhenprofils und Wassereinzugsgebiets. Eine besondere Attraktion bildet die multimediale Präsentation mit Videoaufnahmen, Tonaufnahmen und verschiedenen Gefäßen mit originalem Auewasser.
Ein anderer Bereich widmet sich den frühen Nutzungen des Gewässers. Hier werden die verschiedenen Wassermühlen an der Aue (inkl. eines maßstabgetreuen Modells der Burgmühle), Fischfang, Bewässerungsanlagen und Wasserkraft sowie die Badeanstalten im Umfeld des Flusses thematisiert. Besucher lernen auch die Bedeutung der Aue für das Burgdorfer Schloss kennen, die bis zur Unterbrechung der Verbindung im Jahr 1911 den Wassergraben speiste, als Waschplatz diente und zur Fäkalienableitung diente.
Von Umweltproblemen zur Renaturierung
Ein besonders aufschlussreicher Abschnitt beschäftigt sich mit den Umweltproblemen vergangener Jahrzehnte. Unter dem Titel „Der Aue geht es nicht gut" werden die Auswirkungen von Industrieabwässern, die sogenannte „Auepest" und Bürgerproteste dokumentiert. Im Blickpunkt steht zudem die Entwicklung der Abwasserbehandlung von der ersten Kläranlage in Burgdorf 1956 bis zur modernen Zentralkläranlage Lehrte 1995.
Der Bereich über Brücken und Übergänge präsentiert eine umfassende Dokumentation der Burgdorfer Brücken, insbesondere die Geschichte der Brücke am Kleinen Brückendamm von 1650 bis heute. Historische Aufnahmen zeigen verschiedene Aueübergänge von Obershagen bis zum Mittellandkanal.
Aue-Hochwasser als Bedrohung
So idyllisch die Aue an vielen Tagen durch die Landschaft fließt, so unberechenbar kann sie in Zeiten von Starkregen und Schneeschmelze werden. Dies verdeutlicht ein weiteres Ausstellungssegment: Immer wieder traten ihre Ufer über die Jahrzehnte über die Grenzen hinaus – mit zum Teil dramatischen Folgen für Mensch, Natur und Infrastruktur. Historische Aufzeichnungen belegen zahlreiche Hochwasserereignisse, die die Straßen Burgdorfs überfluteten, Felder unbrauchbar machten und Keller unter Wasser setzten. Besonders betroffen waren die tiefer gelegenen Ortsteile entlang des Flusslaufes, wo die Aue nicht nur zum prägenden Naturbild, sondern sich zur akuten Bedrohung entwickelte.
Moderne Herausforderungen und Chancen
Die 1970er Jahre brachten tiefgreifende Veränderungen mit sich. Der Bereich „Tiefergelegt und begradigt" dokumentiert den umfangreichen Aus- und Umbau der Aue für Hochwasserschutz, Flurbereinigung und als Vorflut für Kühl- und Klärabwässer. Vorher-Nachher-Bilder und ein Modell des Aueprofils vor und nach dem Ausbau veranschaulichen diese drastischen Eingriffe in die Flusslandschaft.
Seit den 1990er Jahren steht die Renaturierung im Fokus. Die Ausstellung zeigt öffentliche Maßnahmen des Unterhaltungsverbandes Untere Fuhse, die erfolgreich das Ziel verfolgten, die Burgdorfer Aue optisch anzupassen und ökologisch aufzuwerten. Ein anderer Themenbereich richtet die Aufmerksamkeit auf die vielfältige Tierwelt an und in der Aue. Dabei ist eine Reihe besonderer Tierexponate zu sehen, die die Natur am Fluss hautnah erlebbar machen – darunter verschiedene Vogelpräparate, Fischmodelle und eine Nutria-Falle für diese aus Südamerika stammende invasive Tierart.
Die Aue als Erlebnisraum
Die Ausstellung stellt zudem die Aue als modernen Erlebnisraum in Burgdorf vor. Das beliebte Entenrennen, das sich als langjähriges Kult-Event mit der Aue als großer Bühne etabliert hat, steht dabei ebenso im Fokus wie das Taufen mit Auewasser durch die St. Pankratius-Gemeinde. Auch weniger erfolgreiche Projekte wie die Aue-Terrassen an der Poststraße finden kritische Würdigung.

Luftaufnahme der Burgdorfer Badeanstalt im Stadtpark 1938

Spielende Kinder an der überfluteten Aue 1956

Der Bau der neuen Brücke am Kleinen Brückendamm 1976

Ausbau der Aue am Stadtpark 1976