
So, 10. Aug. 2025
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News - BurgdorfERleben
Angepinnter BeitragEin Fluss mit vielen Gesichtern – vom Abwasserkanal zum Erlebnisraum
Neue Ausstellung über die Aue in der KulturWerkStadt eröffnet
„Leben mit der Burgdorfer Aue“ heißt die neue Ausstellung in der KulturWerkStadt, die der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf vor kurzem mit zahlreich erschienenen Gästen eröffneten. In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Armin Pollehn, dass die Aue und ihre Umgebung ein großes, ausbaufähiges Potenzial zur Gestaltung eines lebendigen Erlebnisraums und Naherholungsgebietes bieten. Er verwies darauf, dass schon das Integrierte Stadtentwicklungskonzept von 2010 als Ziel vorgegeben hätte, den städtischen Abschnitt des Aue-Raumes zum Landschaftspark weiterzuentwickeln und für Erholung und Freizeit weiter zu qualifizieren.
Vielfältig genutzte Aue
Den anschließenden Einführungsvortrag hielt Dipl.-Ing. Steffen Hipp, der sich im Rahmen seiner Tätigkeit für den Unterhaltungsverband Fuhse-Aue-Erse 36 Jahre mit der Aue beschäftigt hat. Er beschrieb die verschiedenen Nutzungen des Gewässers im Laufe der Jahrhunderte – von der Wasserversorgung des Burgdorfer Schlossgrabens über den Betrieb von Wassermühlen und Badeanstalten bis hin zur Nutzung als privater und später auch von der lokalen Industrie genutzter Abwasserkanal. Als Anekdote schilderte der Aue-Experte, dass der Kanu-Verein Uetze die Aue viele Jahre für seine Neujahrstouren genutzt habe und die Mitglieder vom Kleinen Brückendamm in Burgdorf als Startpunkt bis zum Verteilerbauwerk in Obershagen den Fluss befuhren.
Umfangreichen Umbaumaßnahmen in den Jahren 1970 bis 1978
Steffen Hipp berichtete zudem, dass es in den Jahren 1970 bis 1978 zu einer Begradigung, Vertiefung und Befestigung der Aue und des Gümmekanals kam — Eingriffe, die - wie Hipp betonte - zwar Sicherheit brachten, aber auch das natürliche Flussbild stark veränderten. Gefordert hatten dies die kommunalen Kläranlagenbetreiber und die Landwirtschaft. Hinzu kam, dass die Maßnahmen dem Hochwasserschutz dienen sollten, da die Kommunen im Umfeld der Aue sich immer wieder gefährlichen Hochwassersituationen ausgesetzt sahen. Die Trägerschaft des Projektes übernahm der damalige Unterhaltungsverband Untere Fuhse. Zeitgleich beschloss der Landkreis Hannover, in Mehrum ein großes Kraftwerk zu bauen, um die Stromversorgung der Ballungsräume Hannover und Braunschweig zu unterstützen. Der Ausbau der Aue sollte dabei auch dazu dienen, nicht mehr nutzbares Kühlwasser aufzunehmen. Der Kraftwerksbetreiber trug deshalb zur Mitfinanzierung der Umgestaltungsmaßnahmen bei.
Renaturierung in den 1990er Jahren
Wie Steffen Hipp erläuterte, stand seit den 1990er Jahren dagegen die Renaturierung im Mittelpunkt. Zahlreiche Maßnahmen des Unterhaltungsverbandes trugen dazu bei, die Aue ökologisch aufzuwerten und ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zumindest teilweise wiederherzustellen. Heute ist der Fluss Lebensraum für eine vielfältige Tierwelt, darunter der Fischotter und Biber, zahlreiche Vogelarten wie Eisvogel und Graureiher sowie verschiedene Fischarten. Eine originale Nutria-Falle verdeutlicht die Problematik dieser in Deutschland eingedrungenen Tierart, die ursprünglich aus Südamerika stammt.
Aue-Führung am 14. September
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt bis zum 12. Oktober sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Für den Verkaufsoffenen Sonntag am 7. September gilt eine Sonderöffnungszeit von 12.00 bis 18.00 Uhr. Zum Beiprogramm gehört eine Aue-Führung, die am Sonntag, 14. September, um 13.00 Uhr am Wicken-Thies-Brunnen auf dem Spittaplatz startet. Teilnehmerkarten gibt es bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Str. 2, Tel. 05136 – 1862.




Fotos von Martin Schlehuber