Mo, 20. Okt. 2025
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News - BurgdorfERleben
Angepinnter BeitragBeethovens epische Erzählungen
Für das 273. Burgdorfer Schlosskonzert durften zum ersten Mal seit der Pandemie die Aktiven des Kulturvereines Scena wieder sämtliche verfügbaren Stühle in den Ratssaal bugsieren. „Das ist die Art von Stress, die wir gerne mögen“ sagte Matthias Schorr zur Begrüßung vor einem Klavierabend, der lange nachhallen wird. Der aus der chinesischen Hauptstadt stammende Pianist Haiou Zhang ist längst eine feste Größe im internationalen Konzertbetrieb, nun war er erneut in Burgdorf zu Gast.
Im Zentrum seines Programmes standen die beiden späten Klaviersonaten in E-Dur (op.109) und c-Moll (op.111) des bereits ertaubten Ludwig van Beethoven. Zhangs Interpretation wurde zum Manifest - von Beethovens Genius ebenso wie von Zhangs immenser Ausdruckskraft. Emotionale Tiefe ergriff, höchste Komplexität wurde transparent und die Marathon-Triller gaben den Blick auf die Ewigkeit frei. Zuvor zeigte Zhang feinste Anschlagskultur in Mozarts F-Dur Sonate. Ständig war nie zuvor Gehörtes in zauberhafter Luftigkeit zu hören.
Der Abend begann mit Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge in d-Moll. Purismus war gestern und Zhang lotete mit Mut zu Pedal und romantischem Vokabular die Linien und Strukturen dieses unerhört modernen Werkes aus. Folgerichtig stand Bach mit dem zugegebenen Thema der Goldberg-Variationen auch am Ende des Abends, nur noch getoppt von einem Gershwin-Feuerwerk. Das Publikum war begeistert und spendete stehenden Applaus.