
Fr, 02. Mai. 2025
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Sonstige News
Gedenken an das Kriegsende: Nach der Sanierung und Erweiterung wird das Gefallenendenkmal auf dem Ramlinger Waldfriedhof eingeweiht
Am 8. Mai wird an das Ende des 2. Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren erinnert. Der Ortsrat Ramlingen-Ehlershausen wird zu diesem Anlass das sanierte und erweiterte Gefallenendenkmal auf dem Ramlinger Waldfriedhof einweihen. Zusätzliche Bronzetafeln erinnern künftig an die Schicksale von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern sowie an britische Soldaten, die bei einem Flugzeugabsturz in Ramlingen ums Leben kamen. Die Feierstunde beginnt am Donnerstag, 8. Mai, um 18 Uhr.
Der Burgdorfer Bürgermeister Armin Pollehn wird zu der Veranstaltung kommen. Angekündigt haben sich außerdem Vertreter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Kameradschaftsverbände und eine Abordnung der Royal British Legion Hannover sowie die Freiwillige Feuerwehr Ramlingen-Ehlershausen und ihr Musikzug. Aller Voraussicht nach wird es zudem einen Beitrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR) im Vorfeld oder zum Gedenktag selbst geben.
Das Denkmal auf dem Ramlinger Friedhof erinnert bereits seit 100 Jahren an Gefallene des Ersten Weltkrieges. Vor 70 Jahren wurden die Namen von Soldaten ergänzt, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sind. Nun wurde das Denkmal nicht nur saniert, sondern auch noch einmal erweitert. Finanziell ermöglicht wurde das durch die Stadt Burgdorf sowie durch Spenden von örtlichen Vereinen und Privatpersonen.
Inhaltlich ist die Erweiterung aber vor allem dem Historiker Sven Voigt zu verdanken, der auch Mitglied im Ortsrat Ramlingen-Ehlershausen ist. In den vergangenen Jahren hat er intensiv recherchiert – und mehr herausgefunden, als er ursprünglich gedacht hatte. Dabei ist er auf drei Ereignisse gestoßen, die ihren Niederschlag nun auf neuen Bronzetafeln gefunden haben.
Zum einen geht es um die sogenannten Todesmärsche von den KZ-Außenlagern Hannovers in Richtung Bergen-Belsen, die kurz vor Kriegsende durch Großburgwedel zogen – nur acht Kilometer Luftlinie von Ramlingen entfernt.
Zudem hat sich der Historiker mit dem Thema Zwangsarbeit auseinandergesetzt. Fast 170 dokumentierte Zwangsarbeiter gab es seinen Recherchen nach in Ramlingen-Ehlershausen. Ihre Geschichten zu erzählen, sei jedoch besonders herausfordernd, da es oft an Aufzeichnungen über ihre Lebenswege fehle.
Umso bedeutsamer ist es, dass nun auf Bronzetafeln an zwei Kinder von Zwangsarbeiterinnen erinnert wird. Christa Sokol und Zbyszek Genza sind gegen Ende des 2. Weltkriegs gestorben und wurden auf dem Ramlinger Friedhof bestattet.
Insbesondere über das Schicksal der polnischen Zwangsarbeiterin Rozalia Genza hat Voigt einiges herausgefunden. Ihr Sohn Zbyszek kam in Ramlingen zur Welt und starb im November 1944 noch im Säuglingsalter an einer Lungenentzündung. Dass das Grab existiert hat, geht aus Aufzeichnungen eines Ortsbürgermeisters von 1947 hervor, die Voigt gefunden hat. Er verfolgte die Geschichte weiter – und besuchte sogar die Nachfahren der Zwangsarbeiterin in Polen.
Als drittes Thema wird die Geschichte einer Gruppe britischer Soldaten aufgegriffen, deren Bomber am 27. September 1943 über Ramlingen abgeschossen wurde. Sieben junge Männer starben bei dem Absturz auf einen Kartoffelacker. Die Dorfbewohner haben sie auf dem Ramlinger Friedhof beigesetzt und ihre Gräber mit Birkenkreuzen versehen.
Einer der Toten war Dugald Wood. Um mehr über sein Schicksal zu erfahren, reiste dessen Bruder John nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland und fand in Ramlingen Dugalds Grab. Gut gepflegt, wie er seinen Eltern schrieb.
Nur dem 21-jährigen Robert Tayler war es bei dem Absturz gelungen, rechtzeitig mit dem Fallschirm abzuspringen. Er landete in einem Baum im Garten einer Ramlinger Bauernfamilie und brach sich ein Bein. Die Familie nahm ihn auf und versorgte ihn, bevor er ins Krankenhaus und dann in Kriegsgefangenschaft nach Polen kam.
Er überlebte auch diese, kehrte in seine Heimat zurück und gründete eine Familie. Gestorben ist er erst mit 71 Jahren. Sven Voigt nahm Kontakt zu dessen Sohn Richard auf, der daraufhin 2023 nach Ramlingen kam und anlässlich des Volkstrauertags eine bewegende Rede hielt.
Für seine Recherchen hat Voigt nicht nur in Archiven geforscht, sondern auch viele Gespräche mit Menschen aus dem Dorf geführt – unter anderem bei mehreren „Denkmaldialogen“. „Fast jede Ramlinger Familie hat eine Verbindung zu einem Menschen, dessen Name auf den Platten des Denkmals namentlich genannt ist“, sagt er. In den Gesprächen erlebte er eine zunehmende Offenheit. „Es besteht ein großes Interesse daran, sich mit der Geschichte zu beschäftigen.“ Die Dorfgemeinschaft sehe das Projekt überwiegend positiv.
Anfängliche Kritik an dem Vorhaben habe sich gelegt. „Es gab die Angst, dass das Denkmal verändert wird oder dass wir vorschreiben wollen, wie man sich erinnern soll“, erklärt Voigt. Genau das sei aber nicht das Ziel der Erweiterung. Schließlich bleibe das bisherige Denkmal stehen und bekomme nur eine Art „Anbau“. Dieser sei so konzipiert, dass es noch Platz für weitere Bronzetafeln gibt. Sie könnten etwa mit Ergebnissen eines Schulprojekts zu lokaler Geschichte gefüllt werden. „Mein Ziel ist es, das Denkmal zum Sprechen zu bringen und Erinnerungen aufzuschließen“, sagt Voigt.